Interview mit Christian Amling
Von der Ausbildung in die Geschäftsführung – klingt gut, aber geht das wirklich? Und wenn dann nur als Kaufmann und nicht etwa im gewerblich-technischen Bereich, oder doch?
Christian Amling hat genau dies bei profine geschafft. Er ist als ehemaliger Azubi bis in die Geschäftsführung aufgestiegen. Im Interview erzählt er von seinem beeindruckenden Werdegang, seiner größten Herausforderung und hat einige Ratschläge parat.
Lassen Sie uns chronologisch starten: Wann und in welcher Position sind Sie in unser Unternehmen eingetreten?
Ich bin 1989 als Auszubildender zum Kunststoffformgeber eingestiegen. Dies ist der Vorgänger des heutigen Verfahrensmechanikers für Kunststoff- und Kautschuktechnik.
Zum Unternehmen bin ich durch meinen Vater gekommen, der als Schichtleiter bei der damaligen Dynamit Nobel AG, aus der später die HT Troplast und letztlich die profine hervorgingen, tätig war.
Warum haben Sie sich damals für diesen Beruf entschieden und welche Bedeutung hat er heutzutage?
Ich habe mich von Anfang an dafür begeistert, etwas selbst zu gestalten bzw. zu formen.
Die Bedeutung des Verfahrensmechanikers kann man heute gar nicht hoch genug einschätzen. Sie sind das Fundament unserer Produktion, denn ohne Sie gäbe es keine Wertschöpfung und damit auch keinen Verkauf.
Nicht umsonst ist die Großzahl unserer Mitarbeiter an unseren Maschinen – v.a. den Extrudern – tätig.
Wie ging es anschließend für Sie weiter?
Nach der Ausbildung musste ich meinen Wehrdienst ableisten. Anschließend bin ich in das Unternehmen als Maschinenführer am Extruder zurückgekehrt. So habe ich ein paar Jahre im 4-Schicht-Betrieb gearbeitet, wobei ich recht früh als eine Art „Trouble Shooter“ – also als Problemlöser eingesetzt wurde. Zeitgleich hierzu habe ich meinen Kunststoff- und Kautschuktechniker in der Abendschule gemacht.
Mit meinem Abschluss, bin ich in die Werkzeugtechnik gewechselt und habe mehrere Projekte für profine in Europa und Russland realisiert. 2006 übernahm ich die Konstruktionsabteilung in Troisdorf, wo ich für das Maschinen- /Werkzeugdesign sowie den -bau verantwortlich war. Parallel habe ich mich per Abendstudium zum technischen Betriebswirt weitergebildet.
2010 stand dann der Umzug von Troisdorf nach Pirmasens – mit 22 Maschinen und 60 Mitarbeitern – an. Hierauf folgten knappe zwei Jahre als Fertigungsleiter, bis sich die größte Herausforderung meines bisherigen Lebens bot…Unser geschäftsführender Gesellschafter Dr. Peter Mrosik hatte mich beauftragt, in Indien einen Produktionsstandort aufzubauen. Ich sollte also ein komplett neues Werk von Grund auf neu aufbauen, inkl. Infrastruktur, neuen Mitarbeitern, Produktion, von mir selbst überholten Maschinen, neuen Werkzeugen, Logistik mit Planung, Softwaresystemen, Kostenkalkulation und Preisgestaltung,… – also das komplette Programm – from zero to hero.
In wie fern hat Sie diese einzigartige Herausforderung geprägt?
Sehr! Einerseits war es der größte Lerneffekt meines Lebens. Man kann in der (Hoch-)Schule noch so viel Theorie über Betriebswirtschaft pauken, wirkliches Know-how und Erfahrung baut man aber nur in der Praxis auf.
Andererseits habe ich erkannt, wie wichtig ein funktionierendes Team ist, in dem jeder von jedem lernt. Ein Team weiß immer mehr als eine Person alleine!
Wie und wann haben Sie den Sprung in die Geschäftsführung geschafft?
Nachdem die Produktion in Indien lief und das Projekt damit erfolgreich abgeschlossen war, leitete ich ein Jahr lang unser Berliner Werk.
Ende 2015 hat der damalige COO (Chief Operations Officer) der profine entschieden, in Rente zu gehen. Als Dr. Peter Mrosik mir schließlich die Stelle und damit den Aufstieg in die Geschäftsführung anbot, war das für mich ein „no brainer“ und eine große Ehre. Ich bin schließlich ein Kind des Unternehmens und habe mehr als zwei Jahrzehnte alles dafür gegeben.
Unsere Geschäftsführung besteht aus fünf Personen. Welche Rolle nehmen Sie innerhalb dieser ein?
Als Chief Operations Officer bin ich für die komplette Wertschöpfung hinsichtlich Quantität und Qualität verantwortlich. Alles muss zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein.
Operations umfasst bei uns die Produktionsbereiche sowie das technische Kompetenzcenter, das internationale Operationmanagement, Kaizen und das Energiemanagement.
Was zeichnet für Sie die profine als Arbeitgeber besonders aus?
Natürlich hat hier, wie in jedem anderen Unternehmen auch, jeder seine Aufgaben und Pflichten, denen er nachkommen sollte.
Das Besondere ist aber, dass jeder die Chance hat etwas zu erreichen.
Wenn man bei profine mit Herzblut dabei ist, dann bekommt man es früher oder später definitiv auch zurück. Hierfür bin ich selbst das beste Beispiel.
Von der Ausbildung in die Geschäftsführung – ist dies auch heute noch möglich?
Absolut! Dies liegt aber an jedem selbst. Hierfür benötigt man vor allem Flexibilität und die Fähigkeit über den eigenen Tellerrand hinausschauen zu können.
Wir haben jetzt sehr viel über Christian Amling, COO der profine, der vor 30 Jahren am Extruder gestartet ist, sich als Trouble Shooter und Fertigungsleiter etabliert hat und dann über Indien den Sprung in die Geschäftsführung geschafft hat, gehört. Aber was treibt Christian Amling privat um?
Ich war schon immer sehr wissbegierig und erfolgshungrig. Dies konnte ich vor allem im Sport ausleben. Ich habe früher als Kapitän bis in der Oberliga Fußball gespielt. Der Erfolg als Team hat mich dabei immer angetrieben.
Noch heute spielt der Sport eine wichtige Rolle in meinem Leben. Ich mache jeden Tag nach dem Aufstehen und vor dem Schlafen gehen Liegestütze und jogge 20 bis 30 km die Woche.
Das mit Abstand wichtigste in meinem Leben ist aber meine Tochter!
Sie sind mit Ihrem Werdegang natürlich ein Vorbild für andere.
Haben Sie abschließend noch einen Tipp für junge Menschen, was die Berufswahl und deren Karriere angeht?
Sie sollten sich möglichst früh mit ihrer beruflichen Zukunft auseinandersetzen und sich für ihren persönlichen Weg entscheiden. Auch wenn dieser Weg manchmal holprig sein wird, sollte man sich nicht davon abbringen lassen und ihn mit Herzblut zu Ende gehen.
Mein Ansporn und Antrieb war immer, mich jeden Tag zu verbessern: wenn ich die 100 Meter heute in 11 Sekunden laufe, so ist es mein Ziel sie morgen in 10,9 Sekunden zu schaffen. Man muss aus dem, was nicht so gut gelaufen ist, lernen und die Sache morgen besser machen. Die Vergangenheit kann man nicht verändern, aber das Heute und Morgen können wir gestalten.
Jeder wächst und gedeiht mit Erfolg, aber vor allem auch mit den Niederlagen. Wichtig ist es, immer wieder aufzustehen!