Bist du nicht zu alt um nochmal was Neues zu machen?

Einstieg in ein neues Berufsleben

Seit Anfang September 2019 bin ich nun bei der profine. Direkt raus aus dem alten Job – hinein in das duale Studium BWL Industrial Management. Die ersten Wochen sind ja immer sehr aufregend, muss man doch erst einmal seinen Platz in einem so großen Unternehmen finden und all die neuen Eindrücke verarbeiten. Der Einstieg wurde mir jedoch sehr leicht gemacht.

„Bist du nicht zu alt um nochmal was Neues zu machen?“

So oder so ähnlich lauteten einige Fragen aus meinem Familien- oder Freundeskreis als ich Ende 2018 den Entschluss fasste, mich auf den Dualen Studienplatz (BWL Industrial Management) bei der  profine-group zu bewerben. Man muss dahingehend aber vielleicht auch erwähnen, dass mein Lebenslauf keineswegs dem typischen „Schule – Studium – Berufslaufbahn  Schema“ folgt. Ich bin 29 Jahre alt, mein Abitur liegt bereits gut zehn Jahre zurück und außerdem bin ich mit Haus, Frau und Kind fest in der Region verwurzelt. Ein erstes Studium im Bereich „Umweltwissenschaften“ beendete ich ohne Abschluss, da die Berufschancen im ländlichen Raum eher Bescheiden ausfallen. Nachdem ich während der Studienzeit im Nebenberuf meine Leidenschaft für das Handwerk und die Technik entdecken durfte, fiel die Wahl auf eine gewerbliche Ausbildung zum Feinwerkmechaniker (Pendant der Handwerkskammern zu dem IHK- Beruf des Werkzeugmechanikers). Während meiner Lehrzeit stellte ich schnell fest, dass ich altersmäßig keine Ausnahme war. In einigen Kursen oder Seminaren lernte ich teils deutlich ältere Mit-Azubis kennen. Meine Ausbildung schloss ich wegen guter Leistungen schließlich bereits nach zweieinhalb statt nach dreieinhalb Jahren ab. Mir war damals schon bewusst, dass ich noch nicht am Ende meines Bildungsweges angelangt bin.

Als nun Anfang 2019 die Zusage der profine ins Haus flatterte begann trotz großer (Vor-) Freude das Grübeln. Möchte ich mich mit fast dreißig nochmal durch ein Studium quälen? Ist ein Bachelorabschluss nicht doch zu schwer für mich? Will ich mich nochmal komplett neu zurechtfinden müssen? Und nicht zuletzt: ist das finanziell jetzt eigentlich noch möglich? Um es mal vorweg zu nehmen, die meisten Bedenken waren unbegründet. Durch gute (finanzielle) Planung, Offenheit gegenüber den neuen Kollegen und Freude an der täglichen Arbeit wurden viele Sorgen bereits nach wenigen Wochen zerstreut. Zusätzlich hilft mir meine bisherige Berufserfahrung ungemein, da man die Abläufe in einem Unternehmen bereits kennt und selbst schon Ideen einbringen kann.

Mitarbeiter am Schreibtisch vor dem Computer

An unserem ersten Arbeitstag lernte ich direkt zwei Mitauszubildende kennen, die ebenfalls schon reichlich Lebenserfahrung sammeln konnten. Michael, ein 48-jähriger Familienvater, der nach 28 Jahren seinen ehemaligen Arbeitgeber verlassen musste und nun eine Umschulung zum Werkzeugmechaniker begonnen hat sowie Tobias, ein handwerklich geschickter Mann, der mit 38 Jahren bei der profine Verfahrensmechaniker lernt.

„Die Chancen auf dem freien Arbeitsmarkt sind in meinem Alter schlecht!“

Azubi bei der Arbeit

Michael hat bereits einige Höhen und Tiefen bei seinem ehemaligen Arbeitgeber, einem ortsansässigen, regional verbundenen Lebensmitteleinzelhändler durchlebt. „Ich war 28 Jahre bei meinem alten Arbeitgeber beschäftigt, ehe fadenscheinige Dinge als Grund für eine Kündigung dargelegt wurden“, erklärt er betroffen, „da steht man dann erst mal da und weiß nicht wie es weitergehen soll.“ Schnell war für ihn persönlich jedoch klar, dass er nicht als Hilfsarbeiter arbeiten wollte. „Natürlich ist auch der Stundenlohn als gelernter Facharbeiter höher, das spielt schon eine Rolle, doch vor allem will ich mir durch eine neue Ausbildung die Anerkennung erarbeiten, die mir im alten Job gefehlt hat. Und genau diese Anerkennung spüre ich hier im Unternehmen!“ Erleichtert schiebt er noch hinterher: „Ich bin sehr froh, dass mir eine Firma wie die profine so eine Chance gibt.“

So wie Michael und mir geht es vielen älteren Azubis,  mit denen ich im bisherigen Berufsleben in Kontakt gekommen bin. Oftmals spielen noch nicht einmal die finanziellen Aspekte eine so entscheidende Rolle. Meist sind es Ansprüche an sich selbst, die in den Vordergrund rücken. Man möchte im Leben etwas machen, was Zufriedenheit bringt!

„Der Weg soll hier noch nicht zu Ende sein“

So sieht es auch Tobias, der ein bewegtes Arbeitsleben hinter sich hat. Oft war er zur falschen Zeit am falschen Ort oder hatte problematische Arbeitgeber. Fühlte er sich wohl bei einem Unternehmen, konnte er sich schnell hocharbeiten. „Ich hab schon einige Zeit bei Leihfirmen hinter mich gebracht. Viele Azubis wissen gar nicht wie gut sie es hier haben.“ Es sei für viele Firmen ja ungewöhnlich einen älteren Bewerber einzustellen. Aber auch er sieht darin nicht nur Nachteile. So seien viele dann schon wesentlich reifer und wüssten auf was sie sich zu konzentrieren hätten. „Ich habe mich zum Beispiel selbst um Weiterbildungsmaßnahmen im Metallbereich beim Internationalen Bund gekümmert, damit ich auf dem Arbeitsmarkt bessere Chancen habe“, erwähnt er fast schon beiläufig. Das zeigt seinen Willen im Berufsalltag unbedingt erfolgreich zu sein. Deshalb soll für ihn nach der Ausbildung auch noch nicht Schluss sein. „Die profine hat mich direkt in meinem Gedanken unterstützt, nach der Lehrzeit noch eine Weiterbildung zum Meister oder Techniker dranzuhängen. Das halte ich ganz und gar nicht für selbstverständlich!“

Was beide deutlich hervorheben, ist die Hilfe der Ausbildungsabteilung beim Thema Berufsschule. „Nach so vielen Jahren fiel mir der Weg zurück auf die Schulbank nicht leicht. Ich bin wirklich froh, dass wir betriebsintern mit Nachhilfelehrern oder Lernzeit unterstützt werden“, sagt Thomas und Michael ergänzt, „so langsam spielt sich alles wieder ein. Mit der Zeit wird es immer besser.“ Da ich selbst noch keinen Blockunterricht an der Universität hatte, kann ich dazu noch nicht viel berichten. Allerdings gab es schon einige Studierende aus höheren Semestern, die uns in Zukunft ihre Hilfe angeboten haben, sollte es zu Schwierigkeiten kommen. Das zeigt einmal mehr den firmeninternen Zusammenhalt.

Mitarbeiter an einer Maschine

„Ich bin froh diesen Weg zu gehen“

Um am Ende auf meine Eingangsfrage zurück zu kommen, fühle ich mich nach ein paar Monaten hier im Stammwerk Pirmasens keinesfalls zu alt oder fehl am Platz. Die Unterstützung, die wir hier erfahren, ist schon außergewöhnlich. Am Anfang gab es viele Schulungen, ein ausgiebiges Präsentationstraining und sogar praktisch durften wir bei einem Fensterbauseminar etwas Hand anlegen. Die Kollegen, mit denen ich im täglichen Kontakt stehe, sind sehr hilfsbereit, lassen uns aber auch den Freiraum, um eigene Erfahrungen zu sammeln. Jeder wird gleich behandelt, ob Azubi oder Student, Mann oder Frau oder eben jung und alt. Im Nachhinein bin ich wirklich froh, diesen etwas ungewöhnlichen Weg zu gehen, auch wenn es durch Prüfungen, Projektarbeiten oder anspruchsvolle Aufgaben im Betrieb nicht einfach werden wird. Ich würde mich wieder für denselben Schritt – gemeinsam mit der profine – entscheiden.